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Seit Tagen schon regnet es immer mal wieder. Die Temperatur ist entgegen der letzten Tage stark gefallen. Nichts lädt ein bei diesem Wetter nach draußen zu gehen. Am Horizont dunkele Wolkenbahnen, die langsam näher kommen um neuen Regen anzukündigen. Die Luft ist feucht und schwer.

Ich schaue in Gedanken versunken in den Himmel. Zwei Bussarde ziehen ihre Kreise um dann wieder aus meinem Blickfeld zu verschwinden.

Wie lange habe ich am Fenster gestanden ohne zu bemerken, dass sich der Himmel geöffnet hat, die dichten Wolken wurden zu weißen Klecksen über den grünen Baumkronen, wobei sie aussehen wie Schäfchen, Blumen, Wolkenschlösser.

Ein roter Milan nutzt die veränderte Thermik für sich. Majestätisch spreizt er seine Flügel, gefolgt von wenigen Flügelschlägen gibt er sich dem einzigartigen Moment hin. Gleitet, die Luft trägt ihn als sei er ein Hauch von nichts. Raum und Zeit erscheinen bedeutungslos. Ein Spiel der Bewegung, würdevoll, voller Anmut und Kraft entsteht direkt vor meinen Augen. Die Enden seiner Flügel fächern sich. Sie spielen mit dem Wind in einer Leichtigkeit, die mich mitreißt – wie gerne wäre ich an seiner Stelle.

Je weiter sich das Wolkenbild auseinander zieht umso größer werden seine Kreise. Mal gleitet er mit den Wolken um im nächsten Moment in seine ureigene Richtung zu wechseln. Fast magisch bleibt er auf einmal in der Luft stehen, seine Schultern gebeugt, sein Schweif gespreizt, voller Spannung die Flügel eingeknickt. Demütig senkt er seinen Blick zum Boden um im nächsten Moment wagemutig hinabzustürzen. Er bleibt in meinem Blickfeld und zieht sich erneut hoch in die Lüfte um seinen Tanz fortzusetzen.
Die durch die Wolken brechenden Sonnenstrahlen lassen ihn golden, fast durchsichtig erscheinen. Es ist als ob er sich mit dem Lüften, den Wolken und den Strahlen der Sonne zu einer Einheit verbindet, ziel- und absichtslos, einfach in dem was gerade ist.
Stundenlang könnte ich ihm zuschauen, doch irgendwann entschwindet er in Richtung des Sees.

Sein müheloses Treiben hat auch mich in eine Stimmung versetzt, die durchdrungen ist von Freude, Leichtigkeit, ja sogar einem Gefühl von Freiheit.
Auch wenn die Wolken sich wieder mehr zu einer Wattedecke zusammen gefunden haben, ziehe ich mich an um in den Wald zu gehen. Meine mit Glück erfüllten Gedanken begleiten mich. Das Zwitschern der Vögel erscheint mir wie ein Konzert eines Orchesters, was mit vielen unterschiedlichen Instrumenten ein wunderschönes, harmonisches Lied spielt. Windböen lassen die Kronen der Bäume mit der Melodie tanzen. Im Unterholz knistert es, was von einem regen Treiben zeugt.
Immer wieder finden Sonnenstrahlen den Weg durch die Wolken, brechen sich in den Zweigen und lassen Lichtkreise auf dem Waldboden entstehen. „Wie mag wohl der Milan all das von oben betrachten?“

Nach einer Weile fängt es doch wieder an zu regnen. Die Wassertropfen berühren meine Haut und zusammen mit dem Wind gleichen sie einer sanften Berührung.
Ein lauter Vogelruf dringt an mein Ohr und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.
Vielleicht ist es der Milan, der nun mir zugeschaut hat.